Auto und Alkohol

Die wirtschaftliche Entwicklung geht gut voran in Bhutan, aber gerade werden die Bhutanesen vom eigenen ökonomischen Erfolg eingeholt. Diejenigen die etwas Geld angesammelt haben, wollen sich dafür nun auch etwas leisten und hier beginnt das Problem. Die meisten attraktiven Waren gibt es eben nur in Indien, sprich als Import und gegen indische Rupien.

So hat der bescheidene Wohlstand zu einem Importüberschuss geführt, die Regierung muss Wege finden den Verbrauch an Devisen zu reduzieren, und das macht sie auch, angefangen wird beim Spritsparen. Ich weiss nicht, ob der autofreie Sonntag aus unseren Ölkrisen als Vorbild gedient hat, wenn dann hat die Regierung in Bhutan das Konzept deutlich konsequenter umgesetzt. Jeder Dienstag soll jetzt in der Hauptstadt autofrei sein.

Nach einigen Wochen die Nachfrage bei den Betroffenen, ob denn trotzdem alles funktioniert. Ganz buddhistisch die Antworten. „Sicher“, sagt zum Beispiel ein Autowerkstattbesitzer, „ich kann jetzt wesentlich weniger Geld verdienen, dafür haben meine Mitarbeiter und ich die Gelegenheit uns auch während der Woche etwas mehr auszuruhen“. Das klingt für mich als Kölner gut nachvollziehbar, trotzdem glaube ich nicht, dass ein solcher Beschluss bei uns mehrheitsfähig wäre.

Auch eine weitere Antwort zeigt direkt die Seelenverwandschaft zwischen dem Buddhismus in Bhutan und dem Katholizismus in Köln auf, die sich in lebensnahem Pragmatismus ausdrückt. „Dienstag sei ja auch der Tag“ so ein zufälliger Passant, „an dem der Gesundheitsminister gebeten habe keinen Alkohol zu trinken“. Er würde doch vorschlagen einen der beiden Tage zu verlegen, es sei aus Sicherheitsgründen sicher viel angemessener wenn das Trinken am autofreien Tag stattfinden würde.

Also ich nehme den Beschluss vorweg, lasse heute das Auto stehen und trinke mir ein Kölsch auf den gesunden Menschenverstand.