Ausgerechnet ein Parkscheinautomat? Noch dazu mitten in der Nacht am Flughafen? Im Normalfall verkünden Parkscheinautomaten keine großen Weisheiten und starke Gefühle schaffen sie auch nicht. Meistens sind sie darauf beschränkt gut sichtbar und verwurzelt zu stehen um Geld einzusammeln. Doch dieser hier ist vollkommen anders.
Ich kenne ihn schon von unzähligen Dienstreisen, bisher hat er sich immer so benommen wie andere Parkautomaten auch, er verwandelt Zeit in Geld. Kreditkarte rein, Parkticket raus, mehr ist zwischen uns nie gewesen. In seiner Mitte blinkt noch einer dieser altmodischen Bildschirme, zwei Zeilen in unscharfer Pixelschrift, auf denen 15:21 so wie 12:51 aussieht, wenn man von oben draufschaut. Doch heute überrascht er mich in seinem fröhlichem Rot mit der Nachricht „Ihre Kreditkarte ist ungültig“, das „ü“ durch ein verwaschenes „ue“ ersetzt.
Ungläubig schaue ich ihn an, doch dann beginne ich zu verstehen. In Finanzfragen ist mein Arbeitgeber effizient und konsequent: die Firmenkreditkarte ist bereits gekündigt. Was ich hier gerade erlebe ist das erste untrügliche Zeichen: Das Sabbatjahr steht vor der Tür, liebe Welt ich komme!
Natürlich nur, wenn es mir gelingt genügend Bargeld für den Parkautomaten aufzutreiben, ansonsten ist schon am Flughafen Köln Feierabend. Einen Euro nach dem anderen füttere ich der hungrigen Maschine und mit jeder Münze erstrahlt meine Erkenntnis heller: Ich kaufe Zeit für Geld!
Früher schien es mir unverständlich, dass jemand für meine Zeit viel Geld bezahlt. Aber, das Geld verliert mit der Zeit an Wert, ganz im Gegensatz zur Zeit. Ein wenig Zeit vermag ich mir zu kaufen, aber ihren Lauf wird das nicht ändern. Leichte Melancholie macht sich in mir breit und das merkt wohl auch der betagte Automat. Während er meine Quittung druckt, flüstert er mir ratternd zu: „Entspann Dich! Alles ist gut und Du gehst freiwillig auf Weltreise. Es ist ja nicht als würdest Du nach Düsseldorf ziehen“.