Mittelgroße Probleme

Ich weiß jetzt endlich wo das Problem liegt, es sind die mittelgroßen Probleme.

Die kleinen Probleme sind es jedenfalls nicht, die sind meistens lösbar und das fühlt sich gut an. Da habe ich nicht nur etwas beendet, sondern auch noch mir selbst oder jemand anderem geholfen.

Auch die großen Probleme sind kein eigentliches Problem. Natürlich lassen sie sich nicht so leicht aus der Welt schaffen wie das bei den kleinen Problemen möglich ist. Aber sie sind erträglich weil sie eben groß und wichtig sind.

Und  wenn es nur in winzigen Schritten vorwärts geht  oder die Lösung überhaupt  nicht näherkommt, sondern sich ständig weiter entfernt? Auch dann sind die großen Probleme den Schweiß der Edlen wert, und damit natürlich auch den meinigen. Immerhin sind sie wichtig.

Nein, das Problem liegt genau dazwischen, bei der Vielzahl der Dinge, die zu schwer sind um sie schnell zu lösen und zu unwichtig um lange daran zu arbeiten. Blöderweise fällt die Mehrzahl der Probleme mit denen ich meine Zeit verbringe genau in diese Kategorie.

Jetzt wird gnadenlos sortiert, kleine möglichst lösen, große bewusst bearbeiten und mittelgroße eben einfach ignorieren. Probieren Sie es mal aus!

Ja ich kann sie schon hören, die Bedenkenträger: Was für Dich kein großes Problem ist kann für andere eines sein! Morgen kann das schon ganz anders aussehen! Gibt es nicht Grenzfälle zwischen den Kategorien? Kleine Probleme kannst Du auch nicht immer lösen!

Endlos wird die Liste der Einwände weitergehen. Und ich kann es nicht verleugnen. Ausnahmsweise haben sie recht die Nörgler: All dies sind in der Tat Probleme, echte Probleme, und zwar mittelgroß.

Auto und Alkohol

Die wirtschaftliche Entwicklung geht gut voran in Bhutan, aber gerade werden die Bhutanesen vom eigenen ökonomischen Erfolg eingeholt. Diejenigen die etwas Geld angesammelt haben, wollen sich dafür nun auch etwas leisten und hier beginnt das Problem. Die meisten attraktiven Waren gibt es eben nur in Indien, sprich als Import und gegen indische Rupien.

So hat der bescheidene Wohlstand zu einem Importüberschuss geführt, die Regierung muss Wege finden den Verbrauch an Devisen zu reduzieren, und das macht sie auch, angefangen wird beim Spritsparen. Ich weiss nicht, ob der autofreie Sonntag aus unseren Ölkrisen als Vorbild gedient hat, wenn dann hat die Regierung in Bhutan das Konzept deutlich konsequenter umgesetzt. Jeder Dienstag soll jetzt in der Hauptstadt autofrei sein.

Nach einigen Wochen die Nachfrage bei den Betroffenen, ob denn trotzdem alles funktioniert. Ganz buddhistisch die Antworten. „Sicher“, sagt zum Beispiel ein Autowerkstattbesitzer, „ich kann jetzt wesentlich weniger Geld verdienen, dafür haben meine Mitarbeiter und ich die Gelegenheit uns auch während der Woche etwas mehr auszuruhen“. Das klingt für mich als Kölner gut nachvollziehbar, trotzdem glaube ich nicht, dass ein solcher Beschluss bei uns mehrheitsfähig wäre.

Auch eine weitere Antwort zeigt direkt die Seelenverwandschaft zwischen dem Buddhismus in Bhutan und dem Katholizismus in Köln auf, die sich in lebensnahem Pragmatismus ausdrückt. „Dienstag sei ja auch der Tag“ so ein zufälliger Passant, „an dem der Gesundheitsminister gebeten habe keinen Alkohol zu trinken“. Er würde doch vorschlagen einen der beiden Tage zu verlegen, es sei aus Sicherheitsgründen sicher viel angemessener wenn das Trinken am autofreien Tag stattfinden würde.

Also ich nehme den Beschluss vorweg, lasse heute das Auto stehen und trinke mir ein Kölsch auf den gesunden Menschenverstand.